ZVR: 659600647
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All
das
und
mehr,
das
gesamte
hinduistische
Weltbild
offenbart
sich
im
Nach-Denken
durch
das
nochmalige
Hinschauen
auf
Sonja
Stegers
tiefgründige
Bilder.
So
scheint
es
mir
im
Vollzug
dessen
überaus
bedeutsam,
dass
die
noch
teilweise
brennenden
und
rauchenden
wenigen
sterblichen
Überreste
des
Leichnams
nicht
an
den
Ufern
des
heiligen
Flusses
Ganges
liegen,
sondern
wie
der
Kadaver
eines
toten
Tieres,
direkt
neben
der
staubigen
Straße.
Was
sich
hier
mir
darbietet,
ist
eigentlich
eine
eindringliche
Darstellung
der
bereits
erwähnten
Egalität,
des
im
Hinduismus
tief
verankertem Grundsatzes des Gleich-Seins aller Lebewesen.
In
diesen
Aufnahmen
spiegelt
sich
für
mich
aber
gleichzeitig
auch
ein
gewisser
Fatalismus
wider.
Jene
den
hinduistisch
geprägten
Menschen
schlussendlich
doch
abverlangte
Schicksalsergebenheit
also,
welche
ihr
Glaube
an
die
-
die
Zukunft
beeinflussende,
wenn
nicht
sogar
bestimmende
–
kosmische
Logik
voraussetzt.
Diese
Logik
–
für
Hindus
eine
Selbstverständlichkeit
-
ergibt
sich
aus
der
gegenseitigen
Bedingtheit
und
dem
Zusammenspiel
von
Ursache
und
der
Wirkung
von
Handlungen
.
Wie
zwei
Zahnräder
eines
Uhrwerks,
die
ineinander
greifen,
-
das
hintere
die
Ursache
,
das
vordere,
die
Wirkung
von
Handlungen
,
betrieben
vom
hinteren
oder
eben
jenes
betreibend
–,
erzeugen
sie
jenen
Schwung,
der
den
Qualitäts-Chronometer,
das
kosmische
Laufrad
der
Leben
eines
Hindus,
in
Bewegung
hält.
Das
Karma
eines
Menschen
ist
gleichsam
der
Stein,
den
er
oder
sie,
als
Konsequenz
seines
oder
ihres
Tuns
im
vorigen
Leben
im
nächsten
Dasein
–
wie
einst
Sisyphos
-
als
Strafe
oder
Läuterung
zum
wiederholten
Male
aus
dem
oft
mit
dornigen
Büschen
bewachsenen
Tal
des
Lebens
Etappe
für
Etappe
einen
steilen
Hang
hinan,
auf
den
„Gipfel
zur
ewigen
Freiheit“
rollen
muss.
Je
nach
Karma
wird
der
Stein
leichter
oder
schwerer,
je
nach
Karma
dreht
sich
auch
das
„Rad
der
Inkarnationen“
entweder
unaufhörlich
weiter
oder
kommt
zum
-
von
jedem
und
jeder
Gläubigen
für
sich
ersehnten
-
Halten.
Das
höchste
Ziel
jedes
Hindu
ist,
dass
sein
oder
ihr
inneres
Bewusstsein,
das
Atman
,
mit
dem
Brahman
,
dem
kosmischen
Bewusstsein,
verschmilzt
und
eins
wird.
Der
Stillstand,
das
Keinen-Stein-mehr-auf-den-Berg-zu-bringen-haben,
das
Aus-der-Zeit-fallen,
das
Im-Nichts-aufgehen-und-in-Allem-sein,
mit
einem
Wort:
das
Nirwana
,
ist
des
Menschen
größter
Traum.
Der
höchste
Lohn
für
sein
unermüdliches
Arbeiten
an
der
Vervollkommnung
seines
Wesens
und
den
Mühen
und
Leiden,
die
mit
diesem
fürwahr
schwierigen
Bemühen verbunden sind.
Widme
ich
meine
Aufmerksamkeit
nun
wieder
den
Knochen,
so
lässt
mich
jetzt
der
scheinbar
unwürdige
Ort
für
diese
Brandbestattung,
welcher
mich,
wohl
weil
am
Rande
eines
ausgedorrten
Feldes
gelegen,
auf
den
ersten
Blick,
ein
ungünstiges
Karma
vermuten
ließ,
auf
ein
äußerst
günstiges Karma für den Verstorbenen schließen.
Dieser
Mensch,
reduziert
auf
einige
Knochen,
Gewebereste,
Hautfetzen
und
Muskel,
an
denen
die
letzten
Flammen,
eher
bereits
satt
und
müde
als
gierig
im
Rauch
lecken.
Dieser
Mensch,
dessen
Bein
und
Fuß
wie
ein
Wegweiser
auf
das
Blau
des
Himmels
weist,
dieser
Mensch,
dessen
Reste
hier
-
wie
unachtsam
verstreuter
Müll,
durch
Zufall
von
der
Gluthitze
entfacht
-
im
Staub
schlussendlich
verrotten
oder
streunenden
Hunden,
Käfern,
Würmern
zum
Fraße
werden.
Dieser
Mensch,
so
wie
er
uns
von
Sonja
Steger
im
Film
Reise
nach
Westbengalen
,
gezeigt
wird,
so
wie
ich
ihn,
aus
meiner
Erinnerung
betrachtet,
auch
wahrnehme,
nämlich
fern
jeglichen
dokumentarischen
Sensationshaschens:
kurz,
seiner
Würde
ganz
und
gar
unberaubt,
öffnet
mir
die
Augen.
Er
lässt
mich
all
das
sehen,
was
sich
für
mich
hinter
den
Aufnahmen
von
ihm
verbirgt.
Wie
ein Blick auf eine sich öffnende Tür.
Fortsetzung