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23.09. Gastabend Sonja Steger
„WO DIE KNOCHEN AUF DEN GEIST TREFFEN
EIN REISE IN EIN WEITES LAND“
Frauen
in
orientalischen
Kleidern
mit
Kopftüchern
begutachten
bunte
Stoffe,
Wagen,
gezogen
von
Maultieren
oder
Pferden
im
leichten
Galopp,
aber
auch
Autos,
alle
mehr
oder
minder
beladen
mit
Waren
und
Menschen,
„rasen“
nur
einige
wenige
Zentimeter
von
der
Kamera
entfernt
an
der
Betrachterin
vorbei.
Die
Kutscher
und
Fahrer
und
Mitreisenden
auf
und
in
all
diesen
Gefährten
haben
jedoch
nicht
sie,
sondern
meist
schon
ihr
jeweiliges
Ziel
im
Blick.
Die
Beobachterin
ist
Teil
des
wundersamen
Ganzen,
als
Partikel
der
Masse
akzeptiert.
Auf
diese
Weise
wird
sie,
die
wohl
Staunende,
zur
Schauenden
und
wir,
durch
sie
und
gemeinsam
mit
ihr
mitten
in
den
geschäftigen
Trubel
hineingezogenen,
werden
zu
direkt
–
vor
Ort
anwesenden
-
Sehenden.
Wir
befinden
uns
auf
dem
Sonntagsmarkt
in
Kashgar
,
einer
-
in
rund
1300
Meter
Höhe
-
an
der
ehemaligen
Seidenstraße
gelegenen
Stadt:
Stehen
an
einem
Tisch
seitlich
hinter
einer
jungen
Frau,
die
sichtlich
beherzt
ihre
in
der
Garküche
zubereitete
Mahlzeit
verzehrte.
Wundern
uns
über
die
Selbstverständlichkeit
mit
der
ein
Mann
ein
kopfüber
flatterndes
Huhn,
während
er
noch
einmal
kurz
das
von
einem
Händler
sonst
noch
angebotene
Geflügel
mustert,
an
den
Beinen
hält
und
schließlich
mit
sich
fortträgt.
Lernen
gleichsam
im
Vorbeigehen,
wie
ein
Bauer
die
Qualität
eines
Schafes
(oder
war
es
eine
Ziege?)
begutachtet
und
die
Richtigkeit
des
verlangten
Preises
überprüft:
nämlich durchaus handgreiflich werdend und „arschlings“.
Die
Autorin,
die
uns
die
Gelegenheit
gab,
mit
ihr
das
Treiben
auf
einem
über
alle
Grenzen
hinweg
wichtigen
Markt
in
Nordwestchina
zu
erleben
und
all
diese
einzigartigen
Einblicke
zu
bekommen,
wurde
unlängst
vom
VÖFA,
dem
Verband
österreichischer
Film-Autoren
und
Autorinnen
,
für
ihr
filmisches
Schaffen
ausgezeichnet:
Sonja
Steger,
die
grande
dame
des
österreichischen
Amateurfilms.
Am
23.
September
2014
beehrte
sie
uns
mit
ihrem
Besuch
und
bescherte
uns
ein
Wunschkonzert
der
kinematographischen
Art
,
das
sich
alsbald
für
mich
als
existential-
philosophisches globe-trotting
entpuppte.
Um
zum
nächsten
Ziel
unserer
fiktiven
abendlichen
Weltreise,
Westbengalen,
zu
gelangen,
brauchen
wir
–
von
unserem
ersten
Halt
aus
gesehen
-
nur
mental
China
Richtung
Süden
durchqueren
und
den
Himalaja
überwinden.
Dieser
indische
Bundesstaat
mit
der
Hauptstadt
Kolkata,
ehemals
Kalkutta,
liegt
also
tatsächlich
nur
einen
Katzensprung
von
Kashgar
entfernt
im
Nordosten
des
Subkontinents
–
unweit
von
Bhutan
-
und
bildet
die
Grenze
zu
Bangladesch,
dem
Land
der
Bengalen
.
Hier
begegnen
wir
im
Film
Reise
nach
Westbengalen
einer
Gruppe
von
Menschen,
Männern,
die
ihr
Leben
voll
und
ganz
dem
Singen
und
Spielen
spiritueller
Lieder
und
seelenbetörender
Musik
gewidmet
haben.
Sie
ziehen
von
Dorf
zu
Dorf
um
den
Bewohnern
ihre
von
Einkehr
und
Zuwendung
erzählenden
Gesänge
darzubieten.
Es
sind
Baul-Sänger.
Das
sind
bengalische
Mystiker,
deren
religiöses
Glaubensgut
sich
aus
hinduistischen
Elementen
und
islamischen
Sufi-Weisheiten
speist.
Im
bengalischen
Raum
gibt
es
noch
3000
bis
4000
dieser
„singenden
Wanderprediger“.
Ich
sah
sie
bislang
nur
auf
einer
Fotografie,
welche
die
Plattenhülle
von
Bob
Dylans
„John
Wesley
Harding“
Album
ziert.
Und
nun
wandere
ich
-
gemeinsam
mit
den
Besuchern
des
Klubs
und
den
für
dieses
Privileg
löhnenden
wenigen
Wanderern
-
einem
Pilger
gleich,
mit
einer
kleinen
Gruppe
solcher
Baul-Sänger
durch
eine
staubige,
savannenähnliche
Landschaft,
ohne
auch
nur
einen
Fuß
zu
rühren.
Und
höre
und
sehe
sie
musizieren
und
singen.
Erlebe hautnah wie diese Menschen in ihren Dörfern leben.
Fortsetzung