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18.10.2005:  Autorenabend Renate Wihan, Salzburg Der   Stamm   der   Fischmenschen   hatte,   so   erfahren   wir   in   Renate   Wihans    Film   Traumzeit    von   der -   dem   Film   Authentizität   verleihenden   -   australisch   sprechenden   Erzählstimme,   bis   ihn   das   Feuer, aufgestachelt    durch    einen    bösen    Wind,    ins    Meer    trieb,    an    der    Küste   Australiens    gelebt.    Den Fischmenschen,   so   will   es   die   uns   zu   Ohren   gebrachte   Legende   der   australischen   Ureinwohner weiter,   gefiel   es   in   dem   ihnen   durch   den   Furor   der   Elemente   aufgezwungenen   Exil   so   gut,   dass   sie beschlossen,   es   zu   ihrem   Zuhause   zu   machen.   Die   Salzburgerin   ist   selbst   seit   18   Jahren   Taucherin und   seit   1995   hält   sie   ihre   Unterwasser-Expeditionen   in   bewegten   Bildern   fest.   Sie   ist   definitiv einer    dieser    Fischmenschen.    Die    Welt    unter    dem    Meeresspiegel    ist    ihr    zur    zweiten    Heimat geworden,   ihre   Bewohner   sind   Töchter   und   Söhne   ihres   Stammes.   Mit   Traumzeit    das   auch   als die   Quintessenz   der Aboriginesage   widerspiegelnde   Homestory   gesehen   werden   kann,   untermauert die Filmemacherin nicht nur die Geschmacksicherheit ihrer Vorfahren. Renate   Wihan   interessiert   sich   aber   nicht   nur   für   die   Mythologie   ihrer   Ahnen,   sie   betreibt   auch Heimatforschung.   In   ihren   Arbeiten   porträtiert   sie   das   reiche   Leben   unter   den   Meereswellen   und   - wie   in   Schwarze   Perle    und   Rurutu    -   das   Leben,   das   die   Fischmenschen,   hätten   sie   an   Land bleiben   können,   möglicherweise   heute   auch   führen   würden.   Sie   erkundet   in   manchen   ihrer   Werke aber   auch   die   Möglichkeiten,   die   ihr   ihre   ureigenste   Heimat,   ihre   körperliche   Existenz,   bietet   -   und deren Grenzen. Der   Treibstoff   für   ihr   filmisches   Engagement   ist   daher   nicht   die   Gier   nach   der   all   das   bisher Gesehene   übertreffenden   Filmsequenz   und   auch   nicht   der   Drang   unbedingt   aufklärend   wirken   zu müssen.   Alles,   das   sensationelle   neue   Bild,   wie   auch   die   etwaige   Aufklärung   über   die   wirklichen Sachverhalte   sind   oft   nur   –   so   scheint   es   –   Nebenprodukte,   unaufdringliche,   aber   mit   gutem   Gefühl dosierte Würze. Was    die    Filmerin    wirklich    vorantreibt,    ist    ein    bis    ins    Existenzielle    reichendes,    persönliches Interesse. Das,   was   sie   -   wie   im   Film   Abenteuer   Weißer   Hai    eindrucksvoll   festgehalten   -1996   vor   der Küste   Südafrikas   dazu   bringt   einem   „Großen   Weißen“   ins   Maul   zu   schauen,   ist   das   Bedürfnis   ES wissen    zu    wollen.    Bezeugt    wird    diese    kribbelnde    Lust    an    der    physischen    und    psychischen Grenzerfahrung   auch   in   Abenteuer   Malpelo ,   als   die   Taucherin   samt   ihrer   Kamera   in   das atemraubende   Dunkel   des   Pazifiks   70   Meter   tief   hinab   gleitet,   um   dort   eine   neue   Haiart   in   ihrem Lebensraum   aufzuspüren.   Hautnah   lässt   sie   uns   auch   den   Kitzel   spüren,   den   es   wohl   für   einen Taucher    bedeutet,    langsam,    den    Tiefenrausch    als    bedrohlichen    Schatten    stets    neben    sich,    den wachsam über ihn kreisenden Haien entgegen zu steigen. Auch   wenn   die   Filmemacherin   schlussendlich   nur   fand,   was   sie   (vielleicht)   ursprünglich   gar   nicht vor    hatte    auf    Filmmaterial    zu    bannen,    nämlich    eine    Gruppe    illegaler,    nicht    zimperlicher „Haifischflossenschneider“,   so   belegt   dieser,   an   den   richtigen   Stellen   grandios   düstere   Film,   dass sie   sich   -   wie   schon   im   Streifen   Schwarze   Perle    -   auch   dem   Aufzeigen   und   Festhalten   des Tierleids   verschrieben   hat.   Wohnten   im   Film   über   die   Perlenzüchter   allerdings   noch   zwei   Seelen   in ihrer   Brust   –   die   von   Schönheit   oft   geblendete   ästhetische,   als   auch   die,   sich   mit   Vehemenz   durch den   fokussierten,   detailgenauen   Blick   auf   die   an   den   Muscheln   vorgenommenen   Manipulationen offenbarende,    einfühlsame    emphatische    -,    so    weist    sie,    ganz    Fischmensch,    in    Abenteuer Malpelo    unzweideutig   auf   das   den   Haien   durch   die   befremdlichen   Essgelüste   einiger   Menschen aufgezwungene Martyrium hin. Dass   ihr   neben   dem   ungeschönten   Dokumentieren,   das   Darlegen   von   (ökologischen)   Vernetzungen ein   Anliegen    ist,    zeigt    Renate   Wihan    eindringlich    mit    der    populärwissenschaftlichen    Montage Galapagos    El    Nino .     Mit     extrem     naturalistischen     Aufnahmen     bis     auf     die     Knochen abgemagerter    Robbenbabys,    müder,    über    tote    Artgenossen    kriechender    Leguane    und    eines fischleeren    Meeres    unter    bleiernem    Himmel    zeichnet    sie    darin    zunächst    in    Todesfarben    ein herzzerreißendes   Bild   von   den Auswirkungen   eines   das Wasser   erwärmenden   El   Ninos   auf   ein   wohl austariertes   empfindliches   Naturgeflecht.   Den   Worten   eines   Wildtierhüters   folgend,   wonach,   sofern sich   der   Mensch   nicht   einmische,   der   Tierbestand   sich   bald   wieder   erholen   werde,   übermalt   sie jedoch   gegen   Ende   des   Filmes   ihr   apokalyptisches   Fresko   mit   helleren   Farben.   Der   französisch erzählende   Film   OM,   Urlaut   des   Sein    ist   im   Grunde   nichts   anderes   als   eine   auf   der   Orgel   des Schnittcomputers   gespielte   Hymne   auf   die   in   Galapagos   El   Nino    angedeutete,   universelle, unverwüstliche    Lebenskraft.    Er    ist    aber    auch    prunkvolle    Proklamation    des    gleichsam    allen Geschöpfen    Innewohnenden    und    Gemeinsamen.    Für    mich    ist    diese    Reflexion,    die    viel    ihrer meditativen   Kraft   nicht   zuletzt   aus   der   Harmonie   zwischen   der   französischen   Sprachmelodie   und den   einprägsamen   Bildern   schöpft,   kreativer   Ausdruck   der   aus   der   Summe   aller   Erkenntnisse   des Fischmenschen    Renate    Wihan    entspringenden    Ultima    Ratio    –    oder    schlicht    der,    den    Kreis schließende Lichtpunkt. Charly Liebhaber