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2000 - 2009
Der Türmer erbleichtet, der Türmer erbebt, Gern gab er ihn wieder den Laken. Da häkelt, - jetzt hat er am längsten gelebt Den Zipfel ein eisernerZacken. Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins, Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins! Und unten zerschellt das Gerippe ... Das   ist,   ältere   Leser,   die   in   ihrer   Schulzeit   noch   eine   halbwegs   brauchbare   Allgemeinbildung   vermittelt bekamen,   werden   es   wissen,   die   letzte   Strophe   der   Ballade   Totentanz   von   J.   W.   Goethe.   Nun   glaubt   man   ja seit   langem   schon,   dem Totentanz   unserer   Kultur,   unserer Art   und   unserer   Lebensform   beizuwohnen,   und   es ist   immer   ein   fatales   Zeichen,   wenn   höchst   raffinierte   Technik   in   einem   Zeitalter   völliger   gestalterischer Unfähigkeit kulminiert. Und   darum   geht   es   in   diesem   Beitrag.   Nämlich   um   die   Filmtechnik.   An   sich   ging   es,   und   geht   es   noch immer    darum,    den    Zuschauer    einer    Filmvorführung    die    Illusion    zu    geben,    dass    er    in    das    Geschehen einbezogen   sei,   soweit   dies   nur   irgend   möglich   ist.   So   kam   in   den   Jahren   1929/30   der   Tonfilm,   1939/40   der Farbfilm   -   ich   selber   kann   mich   noch   gut   erinnern,   was   das   für   einen   Eindruck   in   den   Kinos   damals   machte! Dann   Versuche   zur   Qualitätsverbesserung   wie   Vistavision,   Panavision,   ToddAO   Verfahren   usw.   Cinerama mit   3fach   gekreuzten   Kameras   aufgenommen,   und   mit   3fach   gekreuzten   Projektoren   vorgeführt.   Gehalten hat   sich   davon   kaum   etwas,   außer   natürlich   das   Cinemaskop   Verfahren,   das   auf   der   einfachen   Tatsache beruht,   dass   das   menschliche   Gesichtsfeld   -   Höhe   zu   Breite   mindestens   1:2,   wenn   nicht   1:3   beträgt.   Das   ist heute   gar   nichts   besonderes   mehr,   und   jeder   Amateur   kann   das   seit   Einführung   der   16:9   Fernseher   und   der entsprechenden   Umschaltmöglichkeit   an   der   Videokamera   nachmachen.   In   besseren   Filmklubs   gibt   es   auch schon    die    Möglichkeit    einer    entsprechenden    Projektion.    Weitere    Einrichtungen    wie    Sensorround    - Schallwellen   unterhalb   der   Hörschwelle   werden   im   Zuschauerraum   gekreuzt,   sodass   bei   Vorführung   z.   B. von   Erdbeben   oder   Explosionen   der   Eindruck   einer   wirklichen   Erschütterung   hervorgerufen   wird.   Rundum- Raumkino   von   360   Grad,   3D   Filme   oder   gar   das   Schütttelkino ,   wo   sich   zu   den   entsprechenden   Szenen   sogar der   Sessel   hebt,   senkt,   neigt   und   dreht   -   eine   durchaus   unangenehme   Erfahrung   -   sind   nur   auf   ganz   wenige Kinos und daher ganz wenige Filme beschränkt geblieben. Eine   Ausnahme   bildet   das   sogenannte   IMAX   Kino.   Auf   eine   fast   fußballfeldgroße   Leinwand   mit   mehr   als drei     Dutzend     Lautsprechern     dahinter     wird     ein     Film     projiziert,     dessen     einzelne     Kader     aus Ansichtskartengroßen   Bildern   bestehen. Wegen   der   Größe   der   Bilder   wird   der   Film   auch   nicht   quer,   sondern in Längsrichtung durch den Projektor gezogen. Und   an   einem   Sonntag   im   Mai   dieses   Jahres   war   es   soweit:   Der   Film-   und Videoklub   St.   Pölten,   oder   besser gesagt   einige   Interessierte   fuhren   in   die   Mariahilferstraße.   Dort      stießen   dann   noch   auswärtige   Mitglieder dazu.   Wenn   ich   daran   denke,   welchen   Eindruck   mir   der   erste   IMAX   Film   machte,   den   ich   jemals   gesehen habe   -1988   in   Arizona   über   das   Grand   Canyon   -   fast   mehr   als   der   Originalflug   über   das   Grand   Canyon selbst,   so   muss   der   Eindruck   für   manche   unserer   Besucher   überwältigend   gewesen   sein.   Dies   obwohl   ein Film   Cirque   du   Soleil ,   in   eher   künstlerischer   Weise   das   heran-   und   hineinwachsen   des   Menschen   in   den Dschungel   des   Lebens   zeigte   und   das   Heranziehen   des   Großformates   nicht   das   Entscheidende   gewesen wäre. Als   eigentlicher   Zweck   des   Kinobesuches   aber   der   Film,   der   wiederum   die   Tricks   und   die   Geheimnisse   der professionellen   Filmemacher   aufdeckte. Von   den   Lichtpunkten   an   den   Gelenken   sich   bewegender   Menschen (oder   von   Tieren)   aus   denen   wieder   der   Computer   die   Bewegungen   irgendwelcher   Zombies,   Gespenster, oder     Frankensteins,     oder     anderer     Monster     errechnet,     aus     der     Computeranimation     zerknautschter Straßenkreuzer,   die   in   der   Bluebox   von   Elefanten   zertreten   werden,   bis   zum   Fall   von   King   Kong   -   von   der Dachterrasse   eines   Hochhauses   in   San   Francisco   auf   die   Straße?   Und   unten   zerschellt   das   Gerippe?   Unten fällt   eine   Gorillapuppe   auf   den   Plastiküberzug   eines   Sofas.   Entfesselte   Technik,   die   wir,   trotz   Casablanca und   Avio   nicht   nachmachen   können,   aber   -   ist   der   Gedanke   erlaubt-   aber,   wer   mag   soll   sich   die   ganze Ballade   noch   einmal   durchlesen   und   selber   beurteilen   welchen   Fortschritt   die   menschliche   Gestaltungskraft in den letzten 200 Jahren gemacht hat. Oder irre ich mich da? Zufällig   lief   im   benachbarten   Technischen   Museum   eine Ausstellung   über   den   Schnitt,   die   Montage   und   die Tonsynchronisation   von   Filmen.   Wer   wollte   konnte   den   Ton   einer   Szene   in   einem   Actionfilm   nachstellen. Ein   kurzer   Lehrfilm   gab Aufschluss,   wie   es   gemacht   wird.   Eine   genaue   Beschreibung   würde   zu   weit   führen, aber hier könnte man sicher manches lernen. Zuletzt   ging   es   noch   auf   verschlungenen   Wegen,   und   zur   leiblichen   Erholung   in   den   Prater,   -   in   den böhmischen   Prater...   Errichtet   zur   Belustigung   der   Ziaglböhm ,   der   Ziegeleiarbeiter,   die   sich   besonders   in Favoriten niederließen. Aber   bitte   keine   Kulturgeschichte   mehr!   Das   ist   Geschmacksache.   Und   so   ließ   man   halt   den   Nachmittag   bei Wienna Schnitz! und a bisl Fenstaschwitz  ausklingen, bevor man sich wieder auf den Heimweg machte. Dr. Alfred Bräuer
Klub-Chronik 2000
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Besuch im IMAX