ZVR: 659600647
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Der Türmer erbleichtet, der Türmer erbebt,
Gern gab er ihn wieder den Laken.
Da häkelt, - jetzt hat er am längsten gelebt
Den Zipfel ein eisernerZacken.
Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins,
Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins!
Und unten zerschellt das Gerippe ...
Das
ist,
ältere
Leser,
die
in
ihrer
Schulzeit
noch
eine
halbwegs
brauchbare
Allgemeinbildung
vermittelt
bekamen,
werden
es
wissen,
die
letzte
Strophe
der
Ballade
Totentanz
von
J.
W.
Goethe.
Nun
glaubt
man
ja
seit
langem
schon,
dem
Totentanz
unserer
Kultur,
unserer
Art
und
unserer
Lebensform
beizuwohnen,
und
es
ist
immer
ein
fatales
Zeichen,
wenn
höchst
raffinierte
Technik
in
einem
Zeitalter
völliger
gestalterischer
Unfähigkeit kulminiert.
Und
darum
geht
es
in
diesem
Beitrag.
Nämlich
um
die
Filmtechnik.
An
sich
ging
es,
und
geht
es
noch
immer
darum,
den
Zuschauer
einer
Filmvorführung
die
Illusion
zu
geben,
dass
er
in
das
Geschehen
einbezogen
sei,
soweit
dies
nur
irgend
möglich
ist.
So
kam
in
den
Jahren
1929/30
der
Tonfilm,
1939/40
der
Farbfilm
-
ich
selber
kann
mich
noch
gut
erinnern,
was
das
für
einen
Eindruck
in
den
Kinos
damals
machte!
Dann
Versuche
zur
Qualitätsverbesserung
wie
Vistavision,
Panavision,
ToddAO
Verfahren
usw.
Cinerama
mit
3fach
gekreuzten
Kameras
aufgenommen,
und
mit
3fach
gekreuzten
Projektoren
vorgeführt.
Gehalten
hat
sich
davon
kaum
etwas,
außer
natürlich
das
Cinemaskop
Verfahren,
das
auf
der
einfachen
Tatsache
beruht,
dass
das
menschliche
Gesichtsfeld
-
Höhe
zu
Breite
mindestens
1:2,
wenn
nicht
1:3
beträgt.
Das
ist
heute
gar
nichts
besonderes
mehr,
und
jeder
Amateur
kann
das
seit
Einführung
der
16:9
Fernseher
und
der
entsprechenden
Umschaltmöglichkeit
an
der
Videokamera
nachmachen.
In
besseren
Filmklubs
gibt
es
auch
schon
die
Möglichkeit
einer
entsprechenden
Projektion.
Weitere
Einrichtungen
wie
Sensorround
-
Schallwellen
unterhalb
der
Hörschwelle
werden
im
Zuschauerraum
gekreuzt,
sodass
bei
Vorführung
z.
B.
von
Erdbeben
oder
Explosionen
der
Eindruck
einer
wirklichen
Erschütterung
hervorgerufen
wird.
Rundum-
Raumkino
von
360
Grad,
3D
Filme
oder
gar
das
Schütttelkino
,
wo
sich
zu
den
entsprechenden
Szenen
sogar
der
Sessel
hebt,
senkt,
neigt
und
dreht
-
eine
durchaus
unangenehme
Erfahrung
-
sind
nur
auf
ganz
wenige
Kinos und daher ganz wenige Filme beschränkt geblieben.
Eine
Ausnahme
bildet
das
sogenannte
IMAX
Kino.
Auf
eine
fast
fußballfeldgroße
Leinwand
mit
mehr
als
drei
Dutzend
Lautsprechern
dahinter
wird
ein
Film
projiziert,
dessen
einzelne
Kader
aus
Ansichtskartengroßen
Bildern
bestehen.
Wegen
der
Größe
der
Bilder
wird
der
Film
auch
nicht
quer,
sondern
in Längsrichtung durch den Projektor gezogen.
Und
an
einem
Sonntag
im
Mai
dieses
Jahres
war
es
soweit:
Der
Film-
und
Videoklub
St.
Pölten,
oder
besser
gesagt
einige
Interessierte
fuhren
in
die
Mariahilferstraße.
Dort
stießen
dann
noch
auswärtige
Mitglieder
dazu.
Wenn
ich
daran
denke,
welchen
Eindruck
mir
der
erste
IMAX
Film
machte,
den
ich
jemals
gesehen
habe
-1988
in
Arizona
über
das
Grand
Canyon
-
fast
mehr
als
der
Originalflug
über
das
Grand
Canyon
selbst,
so
muss
der
Eindruck
für
manche
unserer
Besucher
überwältigend
gewesen
sein.
Dies
obwohl
ein
Film
Cirque
du
Soleil
,
in
eher
künstlerischer
Weise
das
heran-
und
hineinwachsen
des
Menschen
in
den
Dschungel
des
Lebens
zeigte
und
das
Heranziehen
des
Großformates
nicht
das
Entscheidende
gewesen
wäre.
Als
eigentlicher
Zweck
des
Kinobesuches
aber
der
Film,
der
wiederum
die
Tricks
und
die
Geheimnisse
der
professionellen
Filmemacher
aufdeckte.
Von
den
Lichtpunkten
an
den
Gelenken
sich
bewegender
Menschen
(oder
von
Tieren)
aus
denen
wieder
der
Computer
die
Bewegungen
irgendwelcher
Zombies,
Gespenster,
oder
Frankensteins,
oder
anderer
Monster
errechnet,
aus
der
Computeranimation
zerknautschter
Straßenkreuzer,
die
in
der
Bluebox
von
Elefanten
zertreten
werden,
bis
zum
Fall
von
King
Kong
-
von
der
Dachterrasse
eines
Hochhauses
in
San
Francisco
auf
die
Straße?
Und
unten
zerschellt
das
Gerippe?
Unten
fällt
eine
Gorillapuppe
auf
den
Plastiküberzug
eines
Sofas.
Entfesselte
Technik,
die
wir,
trotz
Casablanca
und
Avio
nicht
nachmachen
können,
aber
-
ist
der
Gedanke
erlaubt-
aber,
wer
mag
soll
sich
die
ganze
Ballade
noch
einmal
durchlesen
und
selber
beurteilen
welchen
Fortschritt
die
menschliche
Gestaltungskraft
in den letzten 200 Jahren gemacht hat. Oder irre ich mich da?
Zufällig
lief
im
benachbarten
Technischen
Museum
eine
Ausstellung
über
den
Schnitt,
die
Montage
und
die
Tonsynchronisation
von
Filmen.
Wer
wollte
konnte
den
Ton
einer
Szene
in
einem
Actionfilm
nachstellen.
Ein
kurzer
Lehrfilm
gab
Aufschluss,
wie
es
gemacht
wird.
Eine
genaue
Beschreibung
würde
zu
weit
führen,
aber hier könnte man sicher manches lernen.
Zuletzt
ging
es
noch
auf
verschlungenen
Wegen,
und
zur
leiblichen
Erholung
in
den
Prater,
-
in
den
böhmischen
Prater...
Errichtet
zur
Belustigung
der
Ziaglböhm
,
der
Ziegeleiarbeiter,
die
sich
besonders
in
Favoriten niederließen.
Aber
bitte
keine
Kulturgeschichte
mehr!
Das
ist
Geschmacksache.
Und
so
ließ
man
halt
den
Nachmittag
bei
Wienna Schnitz! und a bisl Fenstaschwitz
ausklingen, bevor man sich wieder auf den Heimweg machte.
Dr. Alfred Bräuer
Klub-Chronik 2000
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